1598
Nachdem sich der Protestantismus in Frankreich nach den Lehren von Petrus Waldus († vor 1218), Martin Luther (1483-1546) und Johannes Calvin (1509-1564) im 16. Jh. auch unter Widerständen stark ausgebreitet hatte, erließ König Heinrich IV. 1598 in der Stadt Nantes in der Normandie das Edikt von Nantes, ein konfessionelles Gleichstellungsgesetz.
18.10.1685
Sein Enkel, König Ludwig XIV. von Frankreich („Sonnenkönig“), widerrief dieses Edikt, um die absolute Staatsgewalt zu sichern. Damit wurden den Protestanten ihre bisherigen religiösen Freiheiten wieder genommen, es kam daraufhin trotz Verbotes bei Todesstrafe zu Massenfluchten.
18.04.1685
Landgraf Carl von Hessen-Cassel garantierte durch seine "Freiheitskonzession" den Réfugiés Niederlassungsfreiheit und Schutz ihrer Religion. Nach Deutschland gelangten rd. 44.000 französisch-reformierte Flüchtlinge, davon nahm er etwa 3.800 in seiner Landgrafschaft auf. Er trieb die Ansiedlung zügig voran und forderte zur Meldung von leeren Häusern wüstem Land, Hausplätzen, Äckern und Wiesen auf.
1685-1687
Mit der ersten Flüchtlingswelle kamen drei Gruppen Waldenser und Hugenotten unter Führung von Pierre Clément, Jean Tholouzan und Antoine Goubeau nach Hessen-Cassel. Die in Mariendorf angesiedelten Réfugiés stammten aus dem Pragelastal, Mentoulles, Guillestre, der Siedlung Vars mit Ortsteilen sowie aus Orges in der Champagne und Bohain in der Picardie.
1686
300 Flüchtlinge mussten zunächst in Immenhausen untergebracht werden. Landgraf Carl begann mit dem Bau der kreuzförmig angelegten "Colonie" auf den Wüstungsgemarkungen Hildesheim und Reinersen, vermutlich geplant von seinem Baumeister Paul du Ry.
1687
Die ersten 110 Flüchtlinge zogen Anfang April in die fertigen 19 Häuser ein.
1688 u.1689/90
In zwei Bauabschnitten wurden 5-8 und nochmals 7 weitere Häuser gebaut und bezogen.
1688
Mit Urkunde vom 11. Juni 1688 schenkte Landgraf Carl die Gemarkung seiner Ehefrau Landgräfin Maria-Amelia, geb. Prinzessin von Kurland (1653–1711). Nach ihr wurde der Ort Mariendorf genannt. Die Zuwanderer erhielten zahlreiche Privilegien, u.a. die Entlastung von Steuer- und Zunftzwängen für 10 Jahre.
1839
In Erinnerung an ihre Heimat hielten die Glaubensflüchtlinge ihre französische Sprache wach: So wurde in der Schule in Französisch unterrichtet und erst 1839 ein deutscher Lehrer eingestellt. Es wird berichtet, dass Französisch bei den Älteren noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gesprochen wurde.
Quellennachweis: Stadt Immenhausen Internetseite